Thich Nhat Hanh


Thich Nhat Hanh

komprimierte Worte aus dem Buchdeckel zu

„Das Herz von Buddhas Lehre“

Wenn du am eigenen Leibe erfahren hast, wie es ist, hungern zu müssen, weisst du, daß es einem Wunder gleichkommt, Essen zu haben. Wenn du unter der Kälte gelitten hast, weisst du die Wärme zu schätzen. Wenn dir Leid widerfahren ist, bist du dankbar für die paradiesischen Elemente des gegenwärtigen Augenblicks.

Lieferst du dich deinem Leiden gänzlich aus, so wird das Paradies dir fremd bleiben. Lass dein Leiden nicht unbeachtet, aber vergiß nicht, dich auch an den Wundern des Lebens zu erfreuen – zu deinem eigenen Wohl und zu dem vieler anderer Wesen.

Als junger Mann schrieb ich das folgende Gedicht.

Mit einem zutiefst verwundeten Herzen fand ich Eingang in das Herz des Buddha:

Meine Jugend -eine unreife Pflaume. Deine Zähne haben ihre Spuren darin hinterlassen.

Noch immer sind die Male spürbar.
Ich denke stets daran, denke stets daran.

Seit ich dich lieben lernte, steht die Tür meines Herzens stets weit offen
für die Winde aus den vier Himmelsrichtungen.

Die Wirklichkeit schreit nach einem Wandel. Die Frucht der Achtsamkeit ist schon reif, und nie wird die Tür sich wieder schliessen.

Das Feuer verschlingt dieses Jahrhundert, und es hinterlässt seine Spuren in den Bergen und Wäldern. Der Wind heult rings um mich her, und der ganze Himmel schwankt wild im Schneesturm.

Da sind noch die Wunden des Winters – ihnen fehlt die schneidende Schärfe des Frostes, ruhelos drehen und wälzen sie sich in Qual die ganze Nacht.

Ich wuchs in Kriegszeiten auf. Überall um mich herum war Zerstörung – Kinder und Erwachsene wurden getötet, Werte vernichtet, ein ganzes Land verwüstet. Als junger Mensch litt ich unendlich. Hat sich das Tor der Achtsamkeit erst einmal geöffnet, so kannst du es nicht wieder schliessen.

Es gibt Nächte, in denen ich wachliege und mein Volk, mein Heimatland und den ganzen Planeten Erde mit meinem achtsamen Atmen umarme.

Ohne Leiden kannst du dich nicht weiterentwickeln.

Ohne Leiden kannst du nicht den Frieden und die Freude finden, die du verdienst. Lauf bitte nicht vor deinem Leiden davon. Umarme es und erkenne seinen Wert.

Geh zum Buddha, nimm Platz bei ihm und zeig ihm deinen Schmerz. Er wird dich voll liebender Güte, Mitgefühl und Achtsamkeit anschauen und dir Wege weisen, wie du dein Leben umarmen und tief in es hineinschauen kannst.

Mit Verstehen und Mitgefühl wird es dir gelingen, die Wunden in deinem Herzen und die Wunden in der Welt zu heilen. Weil das Leiden uns den Pfad zur Befreiung aufzuzeigen vermag, nannte der Buddha es eine „heilige“ Wahrheit. Stehe zu deinem Leiden und gib ihm die Möglichkeit, dir den Weg zu Frieden, Freude und Befreiung zu offenbaren.

aus“Das Herz von Buddhas Lehre“

Thich Nhat Hanh, vietnamesischer Mönch und Zenmeister

Kurz-Biographie;Link

6 Kommentare zu “Thich Nhat Hanh

  1. Ja liebe Hanna
    wir alle haben verschiedenes Leid – den einen drückt es zu Boden und er/sie steht nicht mehr auf, der/die andere macht das Leid stark, er/sie lernt damit umzugehen. Das Leid gehört zum Leben doch auch das grösste Leid geht vorbei und es bleibt nur die Erinnerung, wie ein böser traum.
    Liebe Grüsse zentao

    Gefällt 1 Person

  2. Die Worte von Thich Nhat Hanh sind sehr berührend … und das Gedicht, das er in jungen Jahren schrieb, berührt und beeindruckt mich. Auch den Kommentar dazu von Ulf finde ich schön.
    Ja, wenn man den Schmerz annehmen, aushalten und ihn (und sich) dann verwandeln kann
    in einen einfühlsameren, bewußteren und achtsameren Menschen, dann hat er seinen Sinn erfüllt. Und dann sind auch wir erfüllt, aber nicht mehr vom Schmerz sondern von unserem Leben.

    Gefällt 1 Person

  3. Liebe Helga
    ich freue mich auch – voarallem, dass es Dir hier auf meinem Blog gefällt, ein herzliches Willkommen.
    Liebe Grüsse Erwin (zentao)

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  4. Danke, Danke, daß ich auf dieser Seite gelandet bin. Ich freue mich über die Worte und Bilder und die darin enthaltene Liebe zum Leben !
    LIEBE, LICHT und ZUVERSICHT von HELGA

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  5. Lieber Ulf Willkommen zu Hause, so etwas wie ein Haus, wo es verschiedene Zimmer hat, wo es nicht nur Platz für Alltägliches, sondern auch für Zeitloses, das soll mein Blog ja auch sein. Danke Dir für Deinen kleinen Weisheitstext, der mir zeigt dass auch Du, schon tief in dieses Gedankengut eingetaucht bist. Um Leid los zu sein, muss man ja das Leid erst mal (er) kennen und erfahren. Erst dann sind wir vermutlich fähig die, kleinen Zeit losen Glücksmomente zu erkennen. Liebe Grüsse zentao

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  6. Lieber Zentao,

    ich war schon lange nicht mehr hier. Bei Dir.
    Aber es ist immer wie „Nach Hause kommen“.

    Heute wollte ich nichts Aktuelles von Dir kommentieren.
    Statt dessen etwas Zeit-Loses.

    Das Leid, das ich erfahren habe, damit komme ich zurecht.
    Das Leid, das vor mir liegt, das möchte ich noch nicht wissen.
    Aber Gedanken wie diese von Thich Nhat Hanh werden mir hoffentlich Stärke geben, wenn ich sie brauche.

    Ich bin froh, im Jetzt so leid-los zu sein,
    dass ich mit „dem Leben zurecht“ komme.
    Und mich lieber denen zuwende, die Zuwendung brauchen und erfahren wollen.

    Liebe Grüße,
    Ulf

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