zuhören ist eine Kunst

Schon seit vielen Jahren bewundere ich Menschen die  einfühlsam zuhören können, wirkliches Zuhören ohne das Gegenüber dauernd zu unterbrechen. Das ist eine Kunst die in der heutigen Zeit, nur noch wenige beherrschen. Es ist Besserung in Sicht, gehört das doch heute zu jedem Firmen Schulungsprogramm, doch ob da einer wirklich zuhören lernt, oder eher lernt, so zu tun, wie wenn er zuhören würde?Das fördert ja auch die Verkaufszahlen. In meiner Jugend gab es noch das Kasperlitheater und ich erinnere mich wie ich da gespannt zuhörte, da gab es keinen inneren Film der im Hintergrund ablief, da waren ich und die Geschichte eins.

Als mir das erste Mal, so richtig zugehört wurde und ich das Gefühl bekam, richtig ernst genommen zu werden und der Zuhörer wirklich verstand, das war damals als ich meine Frau kennen lernte, vor 42 Jahren. Aber durch meine Frau und durch die Zen-Meditation, erkannte ich, was ich verändern musste. Menschen die schlecht zuhören können, haben oft ein überhöhtes oder ein schwaches Selbstwertgefühl, und sind sehr von sich selbst überzeugt und doch ist auch das wieder zu einfach, sehr oft wurde ihnen in ihrer Kindheit, auch nicht richtig zugehört und sie mussten sich dauernd wehren um jemand zu sein und um dazugehören.

Im Spiegel habe ich einen Beitrag gelesen: ADHS: Zappelphilipp wird erwachsen und wenn ich das so lese erkenne ich mich und meine Situation wieder und weiss auch warum ich nie still sitzen konnte, immer laut und schnell gesprochen habe und dass ich nie zuhören lernte. Ich war nie wie die anderen, ich war auch nie – einfach in Ordnung – wie die anderen, ich machte oft alles zu schnell und zu hektisch und ich war bereits fertig bevor die anderen überhaupt angefangen hatten.

Vor gut 20 Jahren Jahren, nach einem Unfall, wo ich knapp am Rollstuhl vorbei kam, da wusste ich, dass ich einiges in meinem Leben ändern muss. Die Zen-Meditation hat mich immer wieder auf den Boden der Realitäten runtergeholt. Dank der Achtsamkeitsmeditation bin ich  schon fast ruhig geworden und ich habe gelernt im Augenblick zu leben. Das geht mehrheitlich gut auch im Alltag, doch manchmal setzt sich mein gieriges Ich durch und ich esse mehr Süsses, als mir gut tut, da gibt es nur eines, das akzeptieren, es ist auch in Ordnung und es hat ja trotz allem geschmeckt. Die Möglichkeiten um abgelenkt zu werden, waren noch nie so gross wie heute, mit der Handykultur und dem ganzen Medienhype.

Oft wenn ich am Morgen meditieren möchte, findet mein unsensibler Geist tausend Ausreden um sich vor der Stille beim meditieren zu drücken. Man glaubt es kaum, was für ein Mist da im Oberstübchen gedacht wird, doch sobald ich meine Sitzposition auf meinem Kissen eingenommen habe und ich meinen Atem zur Ruhe kommen lasse, in dem ich ihn beobachte, kommen und gehen meine Gedanken und ziehen vorbei und nur noch der Lärm von der Strasse ist hörbar, doch in meinem Kopf ist Ruhe, ich höre was da draussen geschieht.

Ich lese zurzeit zum wiederholten Mal, das Buch von Rebecca Shafir  Zen in der Kunst des zuhörens ein Buch das ich immer wieder gerne lese und immer wieder neue Anregungen finde um meine Zuhör-Fähigkeit zu verbessern. Auch wenn ich bereits 20 Jahre Zen praktiziere, kann es mir immer noch passieren, dass ich zuviel und zu laut rede doch wenns nur das ist, will ich es Mal gut sein lassen, wenn ich spüre dass es einem Menschen schlecht geht kann ich durchaus auch zuhören und mich voll und ganz auf diesen Menschen einlassen.

Es gibt schon noch Tage, da spüre ich eine grosse inner Unruhe, doch dank Meditation habe ich auch das im Griff und Ärgern tue ich mich selten, ich spüre diese negative Energie und benenne diese „da ist Ärger“ und so eine Wut hatte ich schon lange nicht mehr  eher so eine Art Unzufriedenheit, eine Art Traurigkeit im Hintergrund die ich schnell bemerke und mir bewusst mache. Un-heilsame Gedanken in heilsame Gedanken umwandeln, denn alles was geschieht sind eigentlich unkontrollierte Gedanken die sich verselbständigen und ausser Kontrolle geraten und die Tendenz haben sich zu verwirklichen.

 Achtsam bleiben achtsam sein, das ist mein Anker, der mich festhält, damit ich nicht ins offene Meer der Unachtsamkeit hinaus treibe.

09.07.2013 Copyright©zentao