Tags: Achtsamkeit, Alltag, Augenblick, Buddha, Buddhismus, Glück, Leben, Leerheit, Meditation, Menschen, Spiritualität, Substanzlosigkeit, Veränderung, Vergänglichkeit, Weisheit, Zen
Heute Morgen habe ich endlich verstanden, was Substanzlosigkeit ist. In einem kurzen Augenblick, hatte ich ein Gefühl von Leerheit, ein Moment von Weite, ein tiefes ruhiges fliessen meiner Atmung. Ein Dasein, wie ich es bisher nicht kannte. Dann ein Gedanke; es geht doch, und das Denken war wieder da. Es ist mir bewusst geworden, dass in jeder Sekunde, mein Körper sich verändert, Zellen sterben ab und erneuern sich wieder, ein stetiges Werden und Vergehen. Alles scheinbar Feste ist in Wirklichkeit, fliessend und in Bewegung. In diesem Augenblick habe ich erkannt , dass es gar nicht anders sein kann, sonst wären wir steif und starr, dieser Körper ist ein instabiles Produkt meines Geistes und ich kann darin, nichts festes und beständiges finden, nichts bleibendes welches die Zeit überdauern würde. Eine Verlässlichkeit des Veränderns, ein kommen und gehen, meiner Kräfte und Fähigkeiten. Meine Gedanken, produzieren Gefühle und daraus folgen Taten, alles in meinem Denken entstanden, ich selber trage die Verantwortung dafür. Was immer mir geschieht, ich habe es irgendwann Gedacht oder gefühlt und dadurch in mein Leben geholt. Mit dieser Erkenntnis wurde mir bewusst wie dumm meine Sorgen um mich selber sind, es ist ja nichts da um sich zu sorgen, wenn ich im Augenblick lebe. Jeder ist für sein Denken selber Verantwortlich und jeder kann es auch ändern, wenn er will. Wenn ich es einfach geschehen lasse ohne etwas zu wollen, dann kommt es schon richtig.
Der Gedanke an Leerheit, war für mich nicht so recht nachvollziehbar, bisher dachte ich alles sei relativ fest und beständig. Erst durch das Wort Substanzlosigkeit, konnte ich mir etwas darunter vorstellen. Substanz, ist etwas festes und stabiles etwas was sich nicht so schnell verändert. Die Substanzlosigkeit ist demzufolge, genau das Gegenteil, wie das Wort sagt, etwas ist ohne Substanz und ist dem zu Folge leer.
Substanzlosigkeit oder Leerheit auch Shunyata beschreibt den nicht greifbaren Aspekt des Lebens. Gleichzeitig deutet dieser Begriff aber auch auf das Reservoir an Möglichkeiten hin, das in jeder Lebensform ruht.
Auch wenn Albert Einstein kein Buddhist gewesen ist, so hört sich folgendes Zitat doch ganz danach an und zeigt uns was Substanzlosigkeit oder Leerheit, wirklich ist.
„Der Mensch ist Teil eines großen Ganzen, das wir Universum nennen. Das Universum ist durch Raum und Zeit begrenzt. Der Mensch erfährt sich selbst, seine Gefühle und Gedanken als etwas, das vom Rest Getrennt ist – eine Art von optischer Täuschung seines Bewusstseins. Diese Täuschung ist wie eine Art Gefängnis für uns, denn wir sind dadurch an unsere Persönlichkeit und einige Wesen in unserer näheren Umgebung fest gebunden. Unsere Aufgabe ist es, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, in dem wir die Kreise unseres Mitgefühls erweitern, so dass wir alle lebenden Kreaturen und die Natur in ihrer ganzen Schönheit umarmen können.“
„Realität ist bloß eine andauernde Illusion.“
Für eine Welle im Ozean ist
der Moment der Erleuchtung,
wenn sie realisiert, dass sie Wasser ist.“
Thich Nath Hanh
Ich habe bereits sehr viel über dieses Phänomen, diese Leerheit(Herzsutra) Substanzlosigkeit gelesen, aber mein Verstand hat es nicht verstanden, erst durch meditatives Betrachten in der Meditation, durch klare, eigene innere Bilder habe ich es auch Gefühlsmässig verstanden. Leerheit ist nicht einfach Nichts, wenn wir von Leerheit reden, so reden wir über etwas, was vermeintlich etwas Festes ist, wie ein Berg oder ein Haus oder eben wir Menschen. Leerheit bezieht sich auf die Beobachtung aus unserem Alltag, dass unsere Erfahrung von der uns umgebenden Welt letztendlich falsch und leer ist von den Qualitäten, die wir meinen zu kennen. Weil sich alles verändert, auch ein Berg oder ein Haus sind in ihrer Substanz, nicht beständig, ohne eine eigen Identität, ohne ein eigenes Selbst – alles ist mit einander Verbunden, wie in einem Netz. Alles ist voneinander Abhängig und beeinflusst sich gegenseitig, alles was sich verändert ist demzufolge Leer. Wenn wir versuchen, diese Erfahrung zu erklären, ist es wie wenn wir einem Blinden, die Farbenlehre erklären wollen.
Wenn ich Zahnschmerzen habe, so erfahre ich den Schmerz als etwas Reales, wenn ich den Schmerz untersuche, finde ich ihn nicht, es tut zwar weh, ich selber kann ihn nicht orten, das macht dann der Zahnarzt, der findet ein Loch und da ist ein Nerv der leitet den Schmerz weiter und ich spüre Schmerz.
Genauso ist es mit der Angst, Angst ist etwas Gefühlsmässiges und Angst gibt es so nicht, sie erscheint mir aber als reale Angst, hat aber in Wirklichkeit, keine Substanz und wenn ich etwas greifbares suche finde ich die Angst nicht, ich spüre die Angst als ein bedrückendes und unangenehmes Gefühl.
Genauso ist es mit unserer Erinnerung, unserem Wissen, irgendwo sind sie latent vorhanden. Wir versuchen uns an etwas zu erinnern, mit unserem Willen, geht da gar nichts, wie aus heiterem Himmel ist die Erinnerung, wieder da, wo war diese? Abgetaucht in unser Unterbewusstsein, auch da ist alles fliessend, die Erinnerung scheint da zu sein und doch wieder nicht.
Sogar die Liebe, ist Substanzlos, sie kommt und geht und ist vollkommen unberechenbar.
Die Erkenntnis; Substanzlosigkeit ist nicht Nichts, sie ist durchaus als etwas reales Erfahrbar, sie ist aber nichts greifbares und nichts festes und ich kann sie nicht festhalten.
Durch dieses erkennen, ging es mir richtig gut und ich fühlte mich echt wohl in meinem Körper seit langem spürte ich eine Ganzheit in mir, wie ich es vorher nicht kannte. Nicht hat sich geändert, ich bin immer noch der Gleiche wie vorher, mein Denken hat sich geändert.
21.06.2011 Text von zentao
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