Tags: Gedanken, Buddhismus, Thich Nath Hanh, Wut, Leben, Alltag, Leben, Gedanken,
erst veröffentlicht am 5.6.2008
Ein Text der genau so, mir immer wieder passieren kann.
Heute war ich im Supermarkt einkaufen, bei diesem Sauwetter das wir zur Zeit haben, war das die Möglichkeit um noch zu etwas Bewegung zu kommen. Endlich hatte ich alle Sachen die ich einkaufen wollte, in meinem Korb, ich war leicht in eile und ich schaute nach einer freien Kasse. Aber an allen Kassen hatte es sehr viele Menschen und keine Kasse mit wenig Kunden. Ich war schon ein wenig ärgerlich, weil vorher beim Gemüse abwägen keine Etiketten raus kamen. Ich musste an mehrere Waagen, bis ich mein Gemüse abwägen konnte. Meine innere Ruhe war weg, so schnell geht das. Da, sehe ich eine Kasse mit sehr wenig Kunden, und schnell bin ich an der Kasse, ich drücke mich noch hautnah an einer Frau vorbei, die sehr verärgert reagiert, sie sagte, ganz in einem gehässigen Ton, „das haben sie aber gut gemacht.“ Ich versuchte mich zu rechtfertigen, „ich bin auch in eile,“ auch in einem aggressiven Ton. Ich bezahlte meine Einkäufe und ging weg.
Eigentlich war ich mir keiner Schuld bewusst und doch fühlte ich mich unwohl. Da war ein latentes Gefühl von Schuld. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, immer wenn so starke negative Emotionen hochkommen, ist mein Ego in Aktion. Ich werde Nervös und bin aggressiv. Wir fühlen uns immer schlecht, wenn unser Ego in Aktion ist. Das heisst, ganz klar, ich war nicht sehr Achtsam. Achtsamkeit in der Meditation, das geht schon ganz gut. Aber im Alltag, wenn noch Stress dazu kommt, da ist das gar nicht leicht. Kann man denn immer Achtsam sein? Es gibt sicher Menschen die das können, aber die meisten Menschen leben so in den Tag hinein. Sehr oft auch ich. Wenn Ärger oder Wut hochkommen, dann geht das, „wumm“ und ich bin auf 180° oben und das Denken ist für einen kurzen Moment ausgeschaltet.
Als ich wieder in meiner Wohnung war, habe ich mein Buch das ich gestern zu lesen angefangen habe, mit dem bemerkenswerten Titel „Umarme Deine Wut “ von Thich Nath Hanh geöffnet. Mir ist aufgefallen wenn immer ich so ein Buch mit Lernkarakter lese, stellt mir irgendetwas in mir ein Bein, natürlich nur im übertragenen Sinn. Ich schlage also das Buch auf und was lese ich ?
Vierzehnte Übung – Betrachtung der Wut.
Wenn Wut in ihm ist, ist er sich bewusst; in mir ist Wut. Wenn keine Wut in ihm ist, ist er sich bewusst: Da ist keine Wut in mir. Wenn Wut aufzusteigen beginnt, ist er sich dessen bewusst. Wenn er zuvor aufgestiegene Wut losgelassen hat, ist er sich dessen bewusst. Wenn bereits losgelassene Wut in Zukunft nicht wieder aufsteigen wird, ist er sich dessen bewusst.
Von BuddhaEs geht in dieser Übung um die achtsame Betrachtung unserer Wut. Wir verbinden die Achtsamkeitsübung mit dem bewussten Atem. Wenn wir achtsam sind atmen wir immer bewusst. Wenn wir nicht mehr achtsam atmen, sind wir auch nicht mehr bewusst. Das erste Ergebnis des betrachten der Anwesenheit oder Abwesenheit der Wut ist, das wir sehen, das wenn keine Wut in uns ist, wir viel glücklicher sind. Wenn wir wütend oder ärgerlich sind, dann erleben wir Buchstäblich die Hölle in uns.
Das zweite was wir bemerken ist, das wenn wir die Wut benennen, “ da ist Wut“ die Wut schon viel weniger Gewalt über uns hat. Wenn ich ehrlich und klar ausdrücke; „ich bin wütend oder ärgerlich (Ärger ist nur der kleine Bruder der Wut) Die Wut unterdrücken, wäre auch keine Lösung, dann kommt sie nur zu einem späteren Zeitpunkt aber dann viel stärker. Es wird oft empfohlen, man Soll die Wut raus schreien, oder auf ein Kissen einschlagen, aber das ist Kontra produktiv. Wir müssen die Wut annehmen, nicht ausleben, „annehmen.“ Wenn wir wütend sind ist meisten unsere Erwartung an uns selber zu gross. Wir wollen etwas und bekommen es nicht. Was uns passiert geht immer gegen unser „Ich“ welches sich dann sehr heftig zur wehr setzt. Unser Kind in uns, ist unglücklich und unzufrieden. Wenn wir wütend sind, sagen und tun wir Dinge, die uns und anderen schaden. Wir müssen uns bewusst machen dass Wut auch vergänglich ist. Wut als solche, hat keine Substanz, keine eigen Existenz. Nur wenn wir der Wut Raum geben, kann sie sich ausbreiten wie ein Flächenbrand. Sobald wir wissen dass wir wütend sind und wieder bewusst atmen, vergeht die Wut auch wieder. Langsam aber sicher. Beim gehen kann man die Wut auch sehr gut abbauen, so ein Spaziergang wirkt Wunder. Auch Sport ist hilfreich.Thich Nath Hanh schlägt folgenden Vers zum rezitieren vor;
Einatmend weiss ich, dass meine Wut noch da ist.
Ausatmend weiss ich, die Wut, das bin ich.
Ich bin achtsam.
Einatmend weiss ich, dass Wut ein unangenehmes Gefühl ist.
Ausatmend weiss ich, dass dieses Gefühl geboren wurde und sterben wird.
Einatmend weiss ich, dass ich dieses Gefühl annehmen kann,
Ausatmend lasse ich dieses Gefühl zur Ruhe kommen.Ich staune immer wie einfühlsam Thich Nath Hanh schreibt. Folgende Worte sind für seine Schreibart typisch:
Unsere Achtsamkeit umarmt das Gefühl wie eine Mutter, die ihr weinendes Kind in den Arm nimmt und es ihre Zuneigung und Fürsorge spüren lässt. Wenn eine Mutter sich mit ihrem ganzen Sein ihrem Kind zuwendet, wird es die Zärtlichkeit der Mutter spüren und beruhigen. Ebenso können wir unseren Geist beruhigen.
Das sind doch schöne und wahre Worte, genau so sollten wir mit unseren Gefühlen umgehen. Mit meinen eigenen Emotionen kann ich jetzt langsam umgehen, aber bei der Wut und manchmal sinnlosen Gewalt von anderen habe ich grosse Mühe. Da fällt es mir manchmal schwer, das einfach gelassen zu betrachten. Es wird mir da Bewusst, auch da bin ich Beobachter, oft ist nicht einmischen die bessere Entscheidung. Jeder hat sein eigenes Karma. Die Rechnung wird irgend wann präsentiert. Es bestätigt sich immer wieder , „wir sind was wir Denken. Darum ist es wichtig, dass wir schon früh lernen mit negativen Emotionen umzugehen.Wenn die Jungen Leute das lernen könnten und wollten? Das müsste ein Schulfach sein.
So meine Wut ist vorbei, ich habe sie mit diesem Text bearbeitet. Jetzt gehe ich noch etwas meditieren.5.6.2008 Text von zentao ( erwingrob )
29.10,2018 Copyright©erwingrob
Super weiter so… Ich finde es toll geschrieben 👍
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Hallo Zentao,
das ist ein guter Artikel. Was mir besonders gefällt: Die Gefühle dürfen da sein. Es geht nicht darum, sich ein neues und verlogenes Ego als moralisch überlegenes Erleuchtungswesen zu schaffen. Es geht um Bewusstheit und die darauf gründende Entscheidungsfreiheit.
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Erstmal zu Elfe:
Ein wahrhaftig guter Witz!
Stehe ich voll hinter! hi, hi
Und zu Wut:
Es ist Wut ganz egal, ob du sie mit Achtsamkeit umschmeichelst. Wut ist wütend und will es sein!
Der einzige, der hier nicht mitmacht, außer natürlich achtsam zu umarmen und gelegentlich bis oft seine Wut auf andere zu werfen, bist DU!
Und ICH natürlich auch und SIE und all die ANDEREN.
LG,
ghore
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Warum bin ich um diese Zeit nochmal aufgestanden?
Um deinen Kommentar bei mir zu lesen. Was schreibt zentao? Ein Klick und ich lese, was mir gerade sehr gelegen kommt 😉
…Unsere Achtsamkeit umarmt das Gefühl wie eine Mutter, die ihr weinendes Kind in den Arm nimmt und es ihre Zuneigung und Führsorge spüren lässt. Wenn eine Mutter sich mit ihrem ganzen Sein ihrem Kind zuwendet, wird es die Zärtlichkeit der Mutter spüren und beruhigen. Ebenso können wir unseren Geist beruhigen…
Ich grüße Dich herzlich
Barbara
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Lieber zentao,
danke für Deine Offenheit und Menschlichkeit. Ich finde es sehr schön, dass Du nicht nur Deine Stärken sondern auch Deine eigenen Schwächen mit uns Lesern teilst – und auch sehr interessant zu erfahren, wie Du gelernt hast mit ihnen umzugehen.
Ich wünsche Dir ein schönes und entspanntes Wochenende,
alles Liebe,
Gaba
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Hallo Zentao
*Lach* das kenne ich auch. So Szenen im Supermarkt oder wenn es pressiert, sind auch für mich immer wieder gute Tests wie weit Mitgefühl, Liebe und innerer Frieden schon in mir verankert sind. Dazu ist mir ein „Witz“ eingefallen, den ich von einem alten tibetsichen Lehrer hörte (die Geschichte soll sich vor langer Zeit in Lhasa zugetragen haben). Ich erzähle aus meiner Erinnerung:
„Ein Mann sass etwas abseits in sich versunken da. Ein Vorübergehender sah den Mann, ging auf ihn zu und fragte ihn: „Was tust du da?“ Der Mann antwortete: „Ich meditiere über Liebe und Mitgefühl.“ Darauf sagte der Vorübergehende zu dem Mann:“Du bist ein total blöder Trottel.“ Da sprang der Meditierende auf und schrie: „Und du bist der grösste Obertrottel.“ Der Vorübergehende antwortete darauf: „Ich dachte Du meditierst über Liebe und Mitgefühl?“ Und ging lachend seines Weges.
Schönes Wochenende und liebe Grüsse
Elfe
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Hallo,
ich habe – mal wieder – auf einen Deiner Texte verlinkt (auf diesen hier). Vielen Dank für Deinen Kommentar und den Hinweis auf „Steiner“.
Ich wollte Dir noch sagen, dass ich wirklich bei der Geschichte mit dem roten und dem weißen Drachen einen christlichen Hintergrund im Sinn hatte. Aber die taoistsiche Symbolik, wo ich das Yin-Yang-Symbol einordnen würde (als Ur-Chakra aller Chakren) hat irgendwie nicht in die Geschichte gepasst, als ich begann sie „Form werden“ zu lassen. Sorry. Ich bin vom Buddhismus fest überzeugt und gleichzeitig passt er mir ganz wunderbar in meine (teilweise christlichen) Anschauungen. Nochmals sorry. Ich weiß nicht, ob ich auf dem richtigen Dampfer bin mit meinen derzeitigen Überzeugungen.
Astraryllis
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