Tags: Achtsamkeit, Alltag, Bloggen, Blogs, Clochard, Gedanken, Leben, Menschen, Obdachlos, Vagabund, Vergänglichkeit, Weg, Weisheit, Zen
mein Freund der Clochard
unterwegs zu seinem Versteck
Wieder einmal war ich unterwegs mit meiner Kamera und habe nach einem relativ harten Winter, gestern meinen Freund den Clochard wieder einmal, bei seiner Bier Pause getroffen. Ich staune immer wie fit der Mann ist und er ist nie krank, dabei ist er nicht unbedingt gesund. Er lebt von Weissbrot und Salami oder mal Käse und Bier, er trinkt Unmengen von Bier, seine Tasche die er immer mit sich trägt ist immer mit einem Vorrat von Bierdosen gefüllt. Auch den Rest von seinem Hab und Gut trägt er in einer Plastiktragtasche mit sich. Er kommt mir manchmal wie eine Schnecke vor, die trägt auch ihr Haus auf dem Rücken. Er bewegt sich Schwankend vorwärts und hält gerade bei mir an. Wie jeden Winter, trägt er wieder lange Haare und einen Bart, Haare schützen und wärmen ein wenig.
Auf mein „hallo Rolf,“ schaut er mich etwas erstaunt an, vorher war er mit seinen Geistern im Gespräch. Wenn er mit den Vögel und mit wem auch immer Schimpft, dann hört und sieht er nichts in seiner Umgebung, schon einige Mal, bin ich an ihm vorbei gelaufen und ich existierte für ihn nicht. Erst als ich mit der Kamera in seinem Weg stand, bemerkte er mich und freute sich über das Foto,welches ich von ihm gemacht habe. Wie das letzte Mal, blühte er richtig auf, als er meine Kamera sah, und wieder war er sehr interessiert an der Digitalfotografie und wie das erste mal, erzählte er mir wieder über die gute Zeit, als alles noch in Ordnung war und von seiner Zeit in Thailand, da hätte er irgend wo auch noch Fotos. Als ich dann näheres wissen wollte, wusste er auch nicht mehr wo, das sei vermutlich mit dem Rest von seiner Wohnungseinrichtung verschwunden. Das macht mich traurig, wie sein Leben so ohne eine Perspektive, Tag für Tag irgend wie hoffnungslos im Dunst der Vergangenheit versickert und die Erinnerungen sind im Bierdunst vergessen.
Auf die Frage; wie er diesen kalten Winter überstanden habe? meinte er nur; „sisch halt scho sau chalt gsie“ Schweizerdeutsch für; „es war halt schon Sau kalt.“ Er hatte wieder eine neue Parka mit Kapuze und er sah noch magerer aus, als das letze Mal als ich mit ihm sprach. Irgendwie tut es mir leid, dass ich ihm nicht wirklich helfen kann, ich habe bereits darüber geschrieben in; mein Freund der Clochard. Bereits seit bald 5 Jahren, begegne ich ihm regelmässig und ich versuche ihm zu helfen, bis jetzt ist jedes Bemühen gescheitert. Nach unserem ersten Treffen, habe ich ihm
einen Plastiksack mit sauberen Kleider, mit gebracht, – 2 Paar Jeans neu mit Knöpfen, noch nicht gebraucht, und ein sauberes Hemd, Socken und Unterwäsche, alles sauber. Als ich ihm diesen Sack, bei seinem Halt, überreichen wollte, schaute er kurz in den Sack und seine trockene Antwort war; „das kann ich nicht brauchen,“ also nahm ich den Sack wieder nach Hause.
Meine Erkenntnis daraus war, „es ist nicht leicht Menschen richtig zu helfen.“ Auch heute habe ich ihn gefragt, brauchst du etwas, wie kann ich dir helfen? Kann ich dir etwas Geld geben um das was er brauche, zu kaufen. Die Antwort war wie immer, voller falschem Stolz, er brauche keine Almosen, er bekomme alles von der Gemeinde. Auch hoffnungslose Fälle fallen nicht durch unser Sozialhilfe Netz, das ist eigentlich, doch beruhigend.
Darum sagte ich ihm, „also machs guet“ und setzte meinen Weg fort.
27.02.2013 Text von zentao
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …
Ähnliche Beiträge
Pingback: Er lebt sein Leben, auf seine Weise sehr konsequent | zentao blog über zen + anderes
Pingback: Begegnung mit meinem Freund dem Clochard | zentao blog über zen + anderes
http://faszinationmensch.com/2013/03/18/offnet-eure-herzen-eure-hauser-eure-netzwerke/
hier ist das projekt oder die idee
grußRalf
LikeLike
Öffnet Eure Herzen, eure Häuser, eure Netzwerke.
dieses projekt entspricht vielleicht auch deiner sicht der dinge. vielleicht kannst du dies ein bischen verbreiten glg ralf
LikeLike
Pingback: home of zentao blog über zen + anderes | zentao blog über zen + anderes
Lieber Taigyo Gido
Da hast Du recht, er lebt sein Leben, wie er es selber gewählt hat und ich akzeptiere seine Entscheidung voll und ganz. Es ist, denke ich auch eine Flucht, aus unserer anspruchsvollen Zeit. Ich habe versucht ihm zu helfen und er will nicht, das ist auch OK. für mich.
Liebe Grüsse zentao
LikeLike
Erstens: Du hast ihm schon geholfen, indem Du ihm Aufmerksamkeit und Respekt schenktest.
Zweitens: Woher weißt Du wie es ihm wirklich geht ? Vielleicht mag er das Leben so wie es für ihn ist.
Warum mußt Du ihm mehr helfen, hast Du ihn gefragt, ob er Hilfe will?
Es ist Deine eigene Welt, die Du in ihn hineinprojizierst. Seine Welt sieht ganz anders aus.
Die größte Hilfe ist, wenn man den anderen Menschen so akzeptieren und annehmen kann, wie er ist.
LikeLike