Tags: Achtsamkeit, Alltag, Buddha, Buddhismus, fotografieren, Glück, Leben, Meditation, Retreat, Menschen, Spiritualität, Vergänglichkeit, Weg, Weisheit, Zen
Freitag 3. Juni 2011
Um 5 vor 6 Uhr klingelte der Wecker um aufzustehen, mich noch schnell Duschen und schon bin ich bereit, um 6 Uhr 30 beginnt unser erstes Zazen in edlem Schweigen. Beim Eintreten verbeuge ich mich vor dem Buddha in der Ecke und ich suche mir eine noch freie Matte aus, lege mein Kissen hin, verbeuge mich vor dem Kissen und den Mit-Sitzenden. Das Verbeugen mit zusammengelegten Händen, ist eine Geste des Dankes und des Respekt für alle und alles, was es mir ermöglicht, diesen Weg zu gehen. Der Meditationsraum füllt sich langsam und es ist interessant die verschiedenen Haltungen und Arten des Verbeugens zu beobachten.
Marcel begrüsst uns, und erinnert uns noch einmal, an das Schweigen, das Juniretreat, es sei wieder einmal voll ausgebucht und er freue sich. Dann schlägt Christoph, sein Assistent, die grosse Glocke drei Mal und unseres Morgen Zazen hat begonnen. Zu Beginn fällt mir das Sitzen, noch leicht, ich bin ganz bei mir, achtsam – aber dann, beginnt es zu ziehen, mein Rücken und der Nacken, schmerzen leicht, meine Achtsamkeit fängt an sich zu verflüchtigen, zum Glück erklingt die Glocke und wir dürfen uns wieder bewegen und nachdem das kleine Glöcklein ertönte, stehen wir auf und beginnen die Gehmeditation. Wir umrunden das Dojo 2 Mal und setzen uns wieder, nach 3 Glockenklängen ist wieder Stille angesagt, dieses Mal, verfliegt die Zeit im nu und bereits erkling wieder die grosse Glocke.
Im Morgen-Zazen, gibt es immer ein zeremonielles Frühstück, mit Porridge und Tee, welches uns unsere Köchin mit einem Gehilfen achtsam serviert. Jeder bekommt eine Serviette, eine Schale, eine Tasse und ein Löffel, das Frühstück, nehmen wir im Sitzen, auf unserem Zen-Kissen ein.
Vorher rezitieren wir wieder die 5 Betrachtungen und vor dem Essen, gibt jeder ein kleiner Löffel voll Porridge für die hungrigen Geister, in ein kleines Schälchen, das rumgereicht, und in die Mitte des Dojos gestellt wird.
Die hungrigen Geister, das seien wir, das sei unsere unerfüllte Gier, aber auch unsere Abwehr, all das was uns Menschen unglücklich mache. Im Buddhistischen Glauben gibt es einen Bereich, ähnlich unsrer Hölle, wo die Wesen, welche bei ihrem ableben, immer noch voller Gier sind hinkommen. Das Ziel, im Buddhismus, vor allem von einem Bodhisattwa, ist es allen Wesen zu helfen, ihre Erleuchtung zu erreichen. Dazu rezitierten wir folgenden Vers.
Euch unerlösten Geister, von Hunger und Durst gequält, reichen wir diese Nahrung.
Möge euer Verlangen gestillt sein. Möge sich euer Leid vermindern
und mögen alle Wesen zu ihrer wahren Natur erwachen.
Ich fand das sehr schön, die Art und Weise des Buddhistischem Denkens und zeigt mir das ich den richtigen Weg gewählt habe. Immer wieder gibt es Hinweise auf unser tägliches Verhalten unseres Ego und wie wir dieses achtsam ignorieren können, und wir uns nicht damit identifizieren.
Anschliessend ist Arbeitsmeditation und da werden, all die Arbeiten, die in so einem Haus gemacht werden müssen, von uns in Achtsamkeit, in Ruhe und ohne Eile, geruhsam erledigt, dazwischen ertönte immer wieder die Glocke der Achtsamkeit.
Bevor wir um 10 Uhr wieder zum Zazen gehen, gibt es noch eine Tee Pause, alles in Stille ohne Gerede, es herrscht Ruhe. Nach den drei Glockenschlägen, ist wieder Sitzen angesagt, dieses Mal nicht so ganz in Stille, den Marcel ermahnt uns, wir sollen, bei Geistesunruhe, das heisst wenn wir wieder zu Denken beginnen und ins Träumen kommen, dann ist es wichtig, dass wir wieder zum Atem zurück kehren und diesen achtsam beobachten, wir sollen auf unsere Haltung achten, denn dann könne auch der Atem besser fliesen. Das sind alles Sachen die wir ja eigentlich wissen und doch, war es sicher für einige hilfreich.
11 Uhr 15 ist individuelle Gehmeditation, im Freien, in diesem Park ähnlichen Zen-Garten, da hat es oft versteckte, Objekte, Buddhas, eine knorrige Wurzel oder auch ein Stein auf einem anderen, Meditations Objekt, die einfach in die Landschaft passen. Um 12 Uhr ist nochmals Sitzen, dann endlich gibt es Mittagessen. Die Köchin hat gezaubert, zuerst eine feine Kürbissuppe, dann einen grossen Salat und dann Aubergienenröllchen mit Bell Paese Käse gefüllt auf einem Hirseauflauf mit Tomatensauce und einem kleinen Stück Apfelkuchen, dazu gab es frischen Kaffee. Zum Glück hatten wir 2 Stunden Mittagspause, denn mit vollem Bauch hätte ich nicht gut sitzen können.
Am Nachmittag gab es noch einen Dharma Vortrag von Marcel, er fragte in die Runde, möchte jemand etwas wissen und auf diesen Fragen baute er dann seinen Vortrag auf.
Auf die Frage was relativ und was absolut sei, meinte er, unserer Welt sei mehrheitlich relativ, nur wir machen es zum absolutem, weil wir meinen es sei so wichtig und etwas Besonderes und wir setzen uns selber unter Druck, weil wir damit in der Gesellschaft gut ankommen oder wir damit viel Geld verdienen können. Es sei immer unser Ich, das uns fehl informiert und uns falsche Erwartungen hegen lässt. Das Ego ist immer dabei, eine Jacke können wir einfach an einen Nagel hängen und dort bleibt sie hängen. Das Relative funktioniere für unser Ego, wie ein Nagel, wo wir es so schön aufhängen können, nur im Vergleich zur Jacke, die am Nagel hängen bleibt, wuchert unser Ego über die ganze Wand, und gibt sich mit dem Nagel nicht zufrieden. Das relative ist Ego behaftet, wenn wir Ego frei werden, kommen wir dem Absolutem etwas näher.
Wieder Gehmeditation, dieses Mal suche ich mir neue Wege, alle gehen still vor sich hin, langsam, achtsam, es tut richtig gut, in dieser ruhigen Umgebung.
Die Zeit geht langsam vorbei, mir scheint, der Sonntag sei noch weit entfernt, umso mehr freuen wir uns immer, auf das Essen, schon weil unsere Köchin so gut kocht, zum Nachtessen wieder ein Buffet mit Käse, Aperohäppchen, und frisches Brot.
Um 20 Uhr wieder Zazen mit open End und wieder um 22 Uhr Nachtruhe, auch wenn scheinbar nichts geschieht, war unser Tag ausgefüllt und ich habe wieder einiges erfahren und gelernt. Normal gehe ich nicht so früh schlafen, dennoch war ich müde und ich habe gut geschlafen.
Heute habe ich noch die Fotos, die ich während dem achtsamen Gehen, als achtsames Fotografieren gemacht habe, veröffentlicht Fotos Haus Tao
7.05.2011 Text von zentao
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