Tags: .Buddhismus, Zen, Erfahrung, Leben, Menschen, Spiritualität, Weg, Sitzen, Zazen, Meditation
Diesen Beitrag habe ich am 20.08.2007 geschrieben, und jetzt neu überarbeitet, mit neuen Informationen ergänzt und überflüssiges weggelassen. Ich bin älter geworden und sehe einiges vom damals, mit meiner heutigen Erfahrung an. Meine damalige Härte ist einer gewissen Altersmilde gewichen. Heute sehe ich vieles positiver, ich bin immer noch ein Zenschüler und je mehr ich weiss – weiss ich, das ich nichts weiss. Ich weiss auch, das ist eine uralte Erkenntnis, aber so ist es.
22.04.2011 überarbeiteter Text von zentao
Alle fangen als Zenschüler an und bleiben es ein Leben lang.
Die Zeit geht vorbei, wie alles vorbei geht, auch im Zen. Mir wurde Bewusst, dass ich jetzt schon seit bald 17 Jahren Zen praktiziere. Jeden Freitag oder fast jedenFreitag, gehe ich ins Dojo um mit Gleichgesinnten zu meditiren. Wir sagen; ich gehe zum Zazen und meinen dann, dass ich zum meditiren gehe. Zazen ist ein Begriff der aus den Wörtern Chan und Zen zusammengesetzt ist.
Zen (jap. 禅, zen) ist eine in China ab etwa dem 5. Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung entstandene Strömung oder Linie des Mahayana-Buddhismus, die wesentlich vom Daoismus beeinflusst wurde. Der chinesische Name Chan (chin. 禅, Chán) stammt von dem Sanskritwort Dhyana (ध्यान), das in das Chinesische als Chan’na (禅那, Chán’nǎ) übertragen wurde. Dhyana bedeutet frei übersetzt so viel wie „Zustand meditativer Versenkung“, was auf das grundlegende Charakteristikum dieser buddhistischen Strömung verweist, die daher auch gelegentlich als Meditations-Buddhismus bezeichnet wird.
Der Chan-Buddhismus wurde in Südostasien durch Mönche verbreitet. Es entstand daraufhin eine koreanische (Seon, korean. 선) und vietnamesische (Thiền) Tradition.
Ab dem 12. Jahrhundert gelangte Chan auch nach Japan und erhielt dort als Zen eine neue Ausprägung, die in der Neuzeit in wiederum neuer Interpretation in den Westen gelangte. Die in Europa und den USA verwendeten Begriffe zum Zen stammen meistens aus dem Japanischen
Meine ersten Zen Erfahrungen machte ich mit einem Zenmeister aus dem Soto-Zen. Auf einem Plakat wurde ein Zenkurs Angeboten, mit einem Bild von einem Zenmönch, der in seiner Robe auf einem Zenkissen sitzt. In perfekter Haltung. Dieses Bild begeisterte mich irgendwie und so habe ich mich spontan angemeldet. Der Kurs wurde von einer Karateschule angeboten. Der Zen-Meister kam jeden Freitag mit seinem ganzen Tross, vom Zen-Dojo Zürich und ca fünf bis zehn Zenschüler alle in schwarzen Roben. Er lehrte uns noch das harte Japanische Soto-Zen, mit drei mal Sitzen, mit Kinhin (Gehmeditation) und mit demKyosaku.(Erweckungsstock) Das ist keine Strafe, sondern eine wirkliche Hilfe. Es dient dazu, die Müdigkeit zu überwinden, löst Verspannungen und man kann wieder tief durchatmen. Trotzdem war man immer in einer grossen Spannung, auch Angst, weil man nie genau wusste, wo der Kyosaku-Mann war.
Am Anfang war das Sitzen schon etwas hart. Im Soto-Zen sitzt man gegen die Wand und man muss extrem auf die Haltung achten. Wenn die Haltung leicht schief war, wurde man korrigiert. Der Atem und eine gute Haltung ist im Soto-Zen etwas vom wichtigsten. Wir lernten auch das Denken, los lassen.
Der Meister sagte immer: “ Sitze wie ein Berg
und lass die Gedanken vorüberziehen
wie weisse Wolken am Himmel.
Der Himmel ist Blau, die Wolken kommen und gehen,
sie berühren dich nicht.“
Am Ende des Zazens sangen wir immer das Hannya Shingyo (Herz-Sutra). So tönt das in etwa, ein sehr monotoner Singsang, wo man zu einer starken Konzentration kommt
da ist man wirklich Konzentriert und voller Energie. Einmal war ich sogar in einem Retreat, einem Zen Wochenende, ich wusste nicht, was mich erwartet. Ich war voller Erwartungen und Illusionen. Am Anfang war ich begeistert. In so einem Zen Wochenende kommt man wirklich an seine Grenzen. Um 5:00 Uhr früh, wurden wir zum ersten Zazen geweckt und ohne Frühstück sind wir ca 2 Stunden, in Aufrechter Meditationshaltung gesessen, 3x 30 Minuten inklusive Gehmeditation und das vor dem Frühstück.
Bald durchschaute ich die ganze Hirachie des Zens. Die Oberen des Dojos stolzierten in ihren farbigen Robben und ignorierten uns Anfänger total. Beim servieren des Essens wurden sie zuerst bedient. Sie waren freundlich aber sehr distanziert. Es gab viele die rauchten und tranken Alkohol. Aber das sei kein Problem, wurde mir versichert. Es sei nur wichtig, dass man das Ziel habe aufzuhören, es sei nur wichtig, dass man das Ziel, das Rauchen und den Alkohol, aufzugeben, nicht aus den Augen verliere. Wenn man dann einmal schwach werde, soll man sich nicht selber verurteilen, sondern es einfach wieder versuchen.
Ich war da, nicht ganz einverstanden, es war für mich eine etwas fadenscheinige Erklärung. Es roch förmlich nach Zengestank, das ist wenn die Worte und die Handlung, nicht im Einklang sind. Im nachhinein, muss ich zugeben, es ist so, wie der Zen-Lehrer mir erklärte, sich selber verurteilen ist das schlimmste was wir uns selber antun können. Es ist wie in der Meditation, wenn Gedanken auftauchen und ich abgelenkt werde, kehre ich auch, einfach zur Atem Beobachtung zurück.
Beim Sitzen hatte ich Schmerzen und ärgerte mich über diese, scheinbare Ungerechtigkeit und beschwerte mich beim Zenmeister, dieser antwortete mir:
„ Du musst das einfach akzeptieren, es ist weder gut noch schlecht, es ist einfach so wie es ist. Bleib einfach im Hier und Jetzt, dann hast du auch keine Schmerzen mehr.“
Ich war schon noch etwas skeptisch, aber o Wunder, bis zum Ende des Retreats blieben die Schmerzen weg.Ich habe mir das später so erklärt,nach dem meine negatiefen Gedanken wegblieben, war ich auch fähig, ganz im Hier und Jetzt zu sein.
Dieser Zenlehrer hatte durchaus seine Qualitäten, er war ein wirklich guter Lehrer und wusste sehr viel über das Soto-Zen. Er hatte aber nach so vielen Jahren Zen immer noch ein sehr grosses Ego (mein damaliger Eindruck) und war sehr von sich und seinem Zen überzeugt, was ja an und für sich, gut ist. Das Problem war, alle anderen Buddhistischen Lehrmethoden, waren nichts Wert und für ihn war nur das Soto Zen, ein gutes Zen.Vor einem Jahr ist er an Krebs gestorben, er hat uns immer gesagt, er werde einmal so enden, alle gossen Meister seien so gestorben, eine Selbstprophezeiung, die dann auch eingetroffen ist.
Achte auf Deine Gedanken,
sie könnten zur Wirklichkeit werden.
Buddha
Nach vier Jahren verkrachten sich der Veranstalter und der Zen-Meister und wir hatten keinen Zen Lehrer mehr. Meine Zenschulung war kurzfristig unterbrochen und ich übte Zuhause für mich alleine. Ohne Führung ist es sehr schwer weiter zukommen. So, was sollten wir tun? Wir brauchten einen neuen Ort zum Meditieren und einen neuen Lehrer. Dann gab es plötzlich eine Lösung. Die Kirchgemeinde stellte uns einen Raum zur Verfügung, gratis nur mit der Bedingung, dass jeder Besucher von unserem neuen Dojo fünf Franken bezahlt, pro Abend und Ende Jahr spenden wir das Geld für einen guten Zweck. Ein neuer Lehrer war auch bald gefunden. Er ist ein Schüler von Thich Nath Hanh und autorisierter Zen-Lehrer und Dharmacarya. Ein bis zweimal im Jahr kommt er zu uns, für einen Dharma-Vortrag. Wir lernten eine ganz neue Form des Zens kennen. Ich sitze jetzt locker und entspannt auf meinem Zenkissen und doch voller Achtsamkeit. Meine Haltung ist immer noch gut, aber ich bin frei von aller Angst, es könnte sich einer von hinten an schleichen und mich mit dem Erweckungstock schlagen. Wir praktizieren jetzt Achtsamkeitsmeditation. Welcher Lehrer oder Lehre ist nicht so wichtig, denn ich habe von beiden sehr viel gelernt. Das Soto-Zen ist etwas dogmatisch und sektiererisch. Beim Soto-Zen ist vieles angelernt und antrainiert. Es hat eine eigene blumige Sprache. Von der Geschichte von Buddha hab ich während der ganzen Zeit wenig gehört. Ich denke die Lehre vom Buddha ist sehr wichtig, Thich nath Hanh lebt das, was er predigt auch vor. Die Lehre von Thich Nath Hanh ist offen und vermittelt wirklich liebende Güte und Mitgefühl.
Wegen meinem Beruf hatte ich grosse probleme mit meinen Gelenken(Artrose) Fast ein Jahr konnte ich nicht mehr auf einem Zenkissen sitzen. Ich hatte zu viele Schmerzen. Ich ging auch nicht mehr ins Dojo, weil ich die anderen in der Sangha (Gemeinschaft der Praktizierenden) nicht stören wollte. In dieser Zeit habe ich angefangen, das was ich bis jetzt von meinen Lehrern gelernt habe, anzuwenden im Alltag. Nicht immer mit Erfolg, doch langsam gelang es mir, Achtsam zu sein. Es gelingt mir auch mehr und mehr mit meinen Gedanken im Hier und Jetzt zu bleiben. Mit der Zeit hatte ich auch meine Emotionen einigermassen im Griff. Das Leben ist der beste Lehrer, es ist nie zu spät das auch einzusehen. Jedes mal wenn ich mich über jemanden aufrege, wird mir Bewusst, dass das, was ich in Ihm sehe, über das was ich mich ärgere, alles auch in mir vorhanden ist. Unterdessen weiss ich auch, dass mein Gegenüber, ein Spiegel ist und das was ich sehe auch mein Denken ist. Ein Dieb erkennt sofort einen anderen Dieb und ein Erleuchteter sieht auch ob jemand erleuchtet ist. Da bin ich aber immer noch ein Blinder, es ist ein kleiner Trost, dass andere auch noch nicht sehend sind.
Meine Vorurteile und meine Gewohnheitsenergien sind die Hindernisse, die es zu überwinden gilt, was immer mich stört, ist im mir und ich kann es nur bei mir selber ändern, bei den Andern kann ich gar nichts tun. Das zu erkennen ist der erste Schritt auf meinem Weg. Der Tag wo ich nichts mehr an meinem Gegenüber auszusetzen habe, wo ich wirklich einen Buddha sehe, werde ich möglicherweise Erleuchtet sein. Aber das könnte noch lange dauern. Aber ich arbeite daran.
22.04.2011 überarbeiteter Text von Zentao
Erstveröffentlichung 20.08.2007 zentao
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