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Es ist Winter und es ist kalt, in den letzten Tagen hat es geschneit und trotzdem lebt bei uns in der Gegend, in einem kleinen Wäldchen ein Clochard, ein Obdachloser. Seit wir hier wohnen, geht er Sommer und Winter an unserem Haus vorbei, mit seinem ganzen Hausrat, welcher aus einer grossen Tasche mit einer Isomatte und Schlafsack besteht, dazu schleppt er am Abend zwei grosse Plastiktragetaschen voll mit unbekanntem Inhalt, vermutlich sammelt er noch brauchbares zusammen. Eine Zeit lang hatte er einen regelmässigen Job, aber jetzt scheint er Gelegenheitsarbeiten zu machen, oder auch oft nicht. Am Morgen fast immer zur ungefähr gleichen Zeit, geht er an unserem Haus vorbei, er ist sehr Ordentlich, er entsorgt seine Bierdosen und Bierflaschen, regelmässig bei der Glassammelstelle. Er ist immer irgend wo unterwegs, entweder vom Wäldchen zum Coop vom Coop zum Bahnhof vom Bahnhof am Abend wieder zum Wäldchen zurück.
Immer wenn er bei unserem Haus vorbei kommt, nach der Bahn Barriere da macht er einen Halt und trinkt sein Bier und er nimmt die leere Bierdose wieder ordentlich mit. Ich habe ihn einmal gefragt, als sich die Barriere runter senkte und ich auch warten musste bis der Zug vorbei war, ob er den ganzen Winter draussen schlafe, ob es nicht ein wenig sehr kalt dazu sei. Seine Antwort war; es gehe, wenn er Feuern könne, da sei es erträglich, er hätte Kohle kaufen müssen, weil der Bauer sich weigere ihm Holz zu verkaufen. Der Bauer ist natürlich nicht sehr erpicht darauf, einen Clochard als Nachbar zu haben. Ich habe ihn dann nach seiner Familie gefragt und warum er sich das hier antue? Darauf hat er mir erzählt, das er aus dem Nachbardorf komme, aber seine Familie hasse ihn, seine Mutter gebe ihm manchmal einen Zustupf um seine höchste Not zu lindern.
Er ist vollkommen verdreckt und ungepflegt und seine Zähne sind schwarz mit Lücken. Ich habe mir ehrlich schon überlegt, wie kann ich ihm helfen? Wenn ich ihm Geld gebe, dann wird er es vermutlich, sofort in Bier umwandeln? Kann man solchen Menschen überhaupt helfen? Können sich solche Menschen, noch buchstäblich, selber aus dem eigenen Dreck ziehen? Von Zeit zu Zeit wird er regelmässig von der Polizei kontrolliert und nachher lassen sie ihn wieder ziehen. Wir nennen ihn bereits scherzhaft; unseren Freund, weil auch das gibt eine Beziehung, es ist ein Mensch, dahinter ist immer eine Geschichte, er lebt wohl nicht ganz Freiwillig so.
Aber warum leben Menschen als Clochard ohne einem festen Dach über ihrem Kopf, ist es wirklich der berühmte Schicksalsschlag, der die Menschen aus der Bahn fliegen lässt oder ist es falscher Stolz, wie in diesem Falle, dass ihn seine Familie hasse. Warum ist ein Mensch nicht fähig, sein Leben selber in die Hand zu nehmen und selber sein Leben sinnvoll zu gestalten. Bei uns in der Schweiz bekommt jeder Unterstützung beim Sozialamt, aber da muss man halt gewisse Regeln einhalten und das will halt mancher nicht. Jeder Mensch muss doch seine Erkenntnisse machen und dann danach handeln, man kann doch nicht sein ganzes Leben die Schuld anderen geben.
Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht und wie geht ihr damit um?
19.02.2009 Text von zentao
Am 23.02.2009 habe ich im Kommentar an Ulf geschrieben ich hätte einen Plastiksack mit sauberen Kleider für meinen Freund bereit, 2 Paar Jeans neu mit Knöpfen, noch nicht gebraucht, und ein sauberes Hemd, Socken und Unterwäsche, alles sauber. Als ich ihm diesen Sack, bei seinem Halt überreichen wollte, schaute er kurz in den Sack und seine trockene Antwort war; „das kann ich nicht brauchen,“ also nahm ich den Sack wieder nach Hause. meine Erkenntnis daraus, es ist nicht leicht Menschen richtig zu helfen.
07.03.2009 Text von zentao
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lieber zentao, ja auch ich habe erfahrungen mit obdachlosen gemacht, ich spreche immer mit ihnen, wenn ich sie an der strasse sitzen sehe beim betteln und habe oft den eindruck – sie sind NICHT unglücklich – im gegenteil, sie wollen mit den hetzenden menschen nicht tauschen… ich gebe ihnen immer was zum essen, kein geld – einmal habe ich eine frau mit zu mir nach hause genommen und für sie gekocht – auch ihr kleider gegeben, die sie gerne annahm – sie hat sich so gefreut und ich mich auch – sie wurde auch vom sozialamt unterstützt… ich habe sie danach nie wieder gesehen…
liebe grüsse an dich monika
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Lieber Ahimsayama
das kann kein Mensch verstehen, wie man so leben kann, aber wenn einem die ganze Welt den Buckel runter rutschen kann, dann muss es wohl gehen. Der Mensch hat wenn er in Not ist oft einen sturen Kopf und zugeben dass man vielleicht im Unrecht war ist schon schwer.
Liebe Grüsse zentao
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Lieber Ulf
Ich habe ein Plastiksack mit gebrauchten sauberen Kleider bereit für ihn,
ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen.
Liebe grüsse zentao
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Liebe Josephine
das einzige was man tun kann, sie so akzeptieren wie sie sind, auch da; es isr deren Leben.
Liebe Grüsse zentao
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Hallo Zentao,
für mich ist es nicht wirklich nachvollziehbar wie man so leben kann. Dennoch denke ich, daß Selbstwertgefühl, Traumatisierung und Ablehnung irgendwann einen Grad erreichen kann, der als Zuflucht nur noch die Einsamkeit zu bieten weiß. Es ist warhrscheinlich ein tiefes Mißtrauen in die umgebenden Menschen, was immer wieder Bestätigung findet.
Irgendwann geht man in den Wald, und es muß nicht lange dauern, da weiß man nicht einmal mehr, daß man sich verirrt hat.
GlG
Ahimsayama
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Lieber Zentao,
ich finde es sehr toll von Dir, dass Dir Dein
Clochard nicht egal ist, sondern dass Du Dir
ernsthaft überlegst, wie Du helfen kannst.
Ich kann Dir auch keine Antwort dazu geben.
Aber eines weiß ich:
Dass Du diesem Menschen das Gefühl gibst,
wahrgenommen zu werden, das hat diesem Mitmenschen
mit Sicherheit ganz viel Energie gegeben.
Vielleicht genug, um bei verlöschender Glut
trotzdem die kalte Nacht durchzustehen.
Liebe Grüße,
Ulf
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Lieber zentao,
ich selbst habe damit nicht Erfahrung gemacht, aber Clochards gehörten zu meiner Kindheit. Da mein Vater Pastor war, klopften regelmäßig welche an unsere Tür und baten um eine kleine Spende oder ein Obdach. Es gab sogar einen, der regelmäßig bei uns vorbei kam und das Heranwachsen von uns Kindern fotografisch festhielt. Er liebte uns heiß und innig 🙂
Sicherlich waren diese Menschen nicht ganz so schlimm dran, nicht ganz so schmutzig. Aber sie waren irgendwie emotional verwundet und verwahrlost, hatten oft auch psychische Probleme, so dass ich als Kind sehr viel Angst hatte, ihnen zu nahe zu kommen.
Wir waren selbst nicht reich, aber ich erinnere mich, dass meine Eltern oft etwas Geld gaben, wenn sie gebeten wurden, sie übernachten und ordentlich frühstücken ließen.
Viel mehr kann man vielleicht nicht für sie tun. Aber reinen Herzens etwas zu geben, kann nie verkehrt sein. Was sie dann damit letztlich machen, liegt ja doch nicht in der Hand des Gebenden…
Viele Grüsse
Josephine
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