Oft werde ich von Freunden gefragt, was ist das Zen und was macht ihr so besonderes wenn ihr Zazen übt? Ist es eine Religion oder eine Philosophie? Zen ist nichts von all dem, Zen ist eine Praxis, die im Wesentlich aus dieser Zazen-Übung besteht, vereinfacht gesagt Zazen ist die Meditation, in welcher wir in einer aufrechten Haltung auf einem Kissen, welches Zafu genannt wird, versuchen 30 Minuten still zu sitzen und während wir sitzen beobachten wir was in unserem Geist, so vor sich geht. Wir üben „das Denken jenseits von Denken“, wie unser Zen-Lehrer Michel Bovay zu sagen pflegte. Gedanken, kann man nicht stoppen, wer das versucht wird feststellen, dass gerade in dem Moment, wo wir das versuchen, beginnen unsere Gedanken zu Rasen und starten ein Eigenleben. Darum beobachten wir einfach nur unsere Gedanken, wie wenn sie Wolken wären, die vorüberziehen, ohne das wir sie festhalten wollen. Das ist aber gar nicht so einfach, wie das tönt, denn schon nach Kurzer Zeit beginnt das Denken wieder. Wie Michel Bovay einmal sagte, Zazen ist, das Gute immer und immer zu wiederholen, darum ist es so wichtig das wir immer wieder Achtsamkeit üben.
Wo Gedanken sind, da sind auch Gefühle und wenn wir lernen, nicht nur unsere Gedanken, vorüber ziehen zu lassen, sondern auch unsere Gefühle und Emotionen los zulassen. Wenn ein Gedanke aufkommt, da kommen sehr oft gleich noch mehrere Gefühle dazu auf oder umgekehrt sie fühlen starke negative Emotionen, dann kommt vermutlich gleich ein Bündel von Gedanken dazu hoch. Das Problem ist, dass uns gar nicht Bewusst ist was da in uns alles geschieht, wir wissen nur, dass unsere Gedanken und Gefühle Karussell fahren und die meisten von uns wissen nicht wie man das abstellt. Wenn, endlich unser Denken zur Ruhe kommt, beobachten wir alles, was immer um uns her geschieht, wir nehmen einfach war und registrieren es und lassen es gleich wieder los.
Wenn wir Zazen(Meditation) üben, kommt das Handeln und vor allem das Denken, zur Ruhe und wir erfahren uns wieder ganz, als ein Teil des Universums. Was so esoterisch klingt, hat eine klare und nüchterne Grundlage, das Zazen bringt uns zurück in den Moment des Augenblicks, wir lassen die belastende Vergangenheit und die, eben so belastende Zukunft einfach los und leben, vorerst nur während dem Zazen,(Meditation) wieder im Hier und Jetzt. Wenn es uns gelingt diese Haltung in den Alltag, zu übernehmen, profitieren wir, im täglichen Leben, so wie auch im Berufsleben enorm.
Es reicht aber nicht, unsere Gedanken und Gefühle zu beobachten und zu ändern, das ist nur der erste Schritt zur Heilung, wir müssen zu aller erst, unsere Gewohnheiten ändern. Unser Zen-Lehrer spricht immer wieder von Gewohnheitsenergien, zum Beispiel; wenn wir gewohnt sind negativ zu Denken, dann nützt es nichts wenn wir einzelne Gedanken ändern, wir müssen unsere alten Gewohnheiten, dass wir überhaupt negativ denken ändern.
Das Zazen ist aber kein Spaziergang, es schon eher mit der Besteigung eines Berges zu vergleichen, ohne Vorbereitung und ohne die richtige Einstellung kommen wir nicht weit.
Das Leben ist hier und jetzt, ob es uns passt oder nicht. Alles spekulieren hilft nichts, alles wenn und aber, oder doch nicht, oder vielleicht doch, all das ist nicht hilfreich, nur das akzeptieren, der jetzigen Situation, hilft uns wirklich weiter. Es ist völlig sinnlos, über andere Möglichkeiten- ob gut oder schlecht- nachzudenken, weil es so etwas wie gut und schlecht einfach nicht gibt.
In uns allen gibt es eine dunkle Seite, wir müssen nur Licht hinein bringen.
Im Buddhismus glauben wir an die Inkarnation, was immer noch etwas zu erledigen hat in dieser Welt, das wird wieder geboren werden. Was immer an dunklem in dieser Welt ist, müssen wir mit Liebe und Mitgefühl bearbeiten und bewältigen. Zuerst führt uns der Weg nach innen, aber dann führt er uns auch wieder nach draussen in die Welt. Wir fangen an Verantwortung zu übernehmen und suchen die Fehler nicht mehr nur beim andern.
Oft werde ich, etwas anzüglich gefragt; und bist du durch die Meditation zu einem besseren Menschen geworden? Darauf antworte ich mit einem überzeugten; ich glaube schon, (natürlich nur gegenüber meinem früheren Verhalten), nachdem ich endlich, alles Überflüssige in den Abfalleimer entleert habe, wurden mir auch einige Zusammenhänge klar und ich fange jetzt an, die Welt und meine Mitmenschen an zu verstehen. Wenn nicht dann habe ich wohl etwas falsch gemacht.
Wenn wir uns selber heilen, heilen wir die Welt19.12.2008 Text von zentao
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Gedanken zur Vergänglichkeit und den edlen vier Wahrheiten.
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3 Kommentare zu “Zazen ist der Weg zur Stille”
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Danke, lieber Zentao. Dein Text übermittelt ein sehr starkes Gefühl von Ruhe und innerer Harmonie. Ich gehöre keiner bestimmten religiösen Ausrichtung an, praktiziere aber sehr oft so etwas Ähnliches wie Zazen und komme dabei auch zur inneren Einsicht, zu Ruhe und Frieden. Es hat mir schon sehr oft bei der „Bergbesteigung“ dieses Lebens geholfen.
Liebe Grüße aus München und einen besinnlichen, frohen vierten Advent.
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