Tags: Alltag, Gesundheit, Krankheit, Leben, Menschen, Zen, Karzinom, Basiliom, Hautkrebs, Leben, Tod, Alltag, Brief
Ein Versuch meinen Hautkrebs zu verarbeiten.
Lieber Basiliom.
Ganz harmlos hast Du ausgesehen auf meiner Nase vor fast einem Jahr, namenlos, ein ganz kleiner Knubbel, harmlos anzuschauen. Ich dachte Du gehst dann ganz von selbst wieder weg. Aber das war nicht so, bald bist Du grösser geworden, Du bekamst so kleine Äderchen, du bist gewachsen, ich dachte: was geht da vor? Du hast hässlich ausgesehen.
Vor zwei Monaten bei einem Routineuntersuch, da bekamst Du einen Namen: BASILIOM. Ich dachte zuerst an Basilikum, aber so harmlos wie dieses Kraut warst Du nicht.
Du seiest ein ganz Böser wurde mir gesagt, Basiliom Karzinom, das sei dein voller Name, ein Hautkrebs. Jetzt wusste ich wenigstens mit wem ich es zu tun hatte.
Es hat mich gar nicht gefreut dich kennen zu lernen, aber was solls, du warst jetzt nun mal da und ich versuchte mich mit dir zu arrangieren. Es hiess du seist eine Zelle aus meinem Körper, die nicht einfach täglich Ihre Arbeit tun möchte, Du dachtest wohl, Du seiest zu Höherem geboren, Du wolltest einfach mal Deine Grenzen sprengen. Die Sonne hat ihren Teil dazu beigetragen und Dir sehr geholfen.
Ich habe mal gelesen, so was passiere dann, wenn man selber immer schön brav jeden Tag seine Arbeit mache, im tiefsten Innern aber mit der Situation unzufrieden ist und zu bequem, um etwas daran zu ändern. Das war ja vielleicht die Situation vor vielen Jahren, als mir vieles von dem was ich heute weiss noch nicht bewusst war. In dieser unsicheren und passiven Zeit bist Du geboren. Meine Unzufriedenheit hat Dir zum Leben verholfen.
Wenn dies zutrifft dann wird früher oder auch später irgendeine Zelle, als Stellvertreter, diese Aufgabe übernehmen und Ihre Grenzen sprengen. Du meintest wohl; Du müsstest für mich, mein Leben leben? Sei es so wie es ist, Spekulationen helfen auch nicht weiter. Ich habe zuerst die Simonton-Methode ausprobiert, es wurde mir aber bald klar das Du diese Sprache nicht verstehst und es leider für liebe Worte zu spät ist. Du bist unterdessen zu gross und zu aggressiv geworden.
Von einem Arzt zum anderen und von Untersuch zu Untersuch gingen wir zusammen, auch in den Tomographen gingen wir um zu erfahren wie tief Deine Wucherungen schon gewachsen sind. Nachher hiess es Du wärst sogar ein Zwitter, halb Spinaliom und halb Basiliom.
Es ist ein Glück, dass ich dich früh genug entdeckt habe, sonst hättest du mir meine schöne Nase noch ganz kaputt gemacht. Basiliome, wurde mir gesagt, könnten sich, wenn man sie nicht ernst nimmt, bis in den Knochen einkrallen und würden das ganze Gesicht zerstören. Ich habe Dich ernst genommen, aber Du hast mir keine Angst einjagen können, ich habe auch keine Wut auf Dich gehabt, es war mir von Anfang an klar, dass ich Dir keine Chance lasse zu leben.
Ich bin Dir sogar dankbar, weil Du mir wieder bewusst gemacht hast, wie wichtig mir mein Leben ist und dass ich von jetzt an wieder bewusster leben werde. Keiner von uns lebt ewig, unser Leben geht irgendwann definitiv zu Ende. Von jetzt an werde ich mein Leben und meine träume wieder selber leben,
Aber auch du lieber Basiliom bist endlich: heute Morgen hat Dein letztes Stündlein geschlagen, auch Dein Leben ging definitiv zu Ende. Du musstest sterben und ich bin gar nicht traurig darüber, in einer kurzen ambulanten Operation wurdest du entfernt. Wir haben das gemacht, was man mit allen Schmarotzern, die sich auf Kosten von einem Wirt schadlos halten, tun sollte. Wir haben dich heute um 9 Uhr 30 für immer raus geworfen, das heisst raus geschnitten.
Lieber Basiliom, Dir wird es leider noch einmal schlecht gehen, Du kommst jetzt noch zum Pathologen, welcher Dich in Scheibchen schneiden wird um heraus zu finden, ob wir alles von dir erwischt haben. Und danach wird die Nase in einer zweiten Operation wieder zur alten Schönheit hergestellt werden.
Dein zentao
13.10.2008 zentao
Nachtrag: Nach zwei Jahren und drei Monaten, ist die Nase wieder schön zusammengewachsen und man sieht nur noch eine Kleine Narbe und ein ganz kleine Vertiefung. Die Ärzte haben eine sehr gute Arbeit gemacht. Der Basiliom ist nicht wieder gekommen und mir geht es sehr gut.
24. 01.2011 zentao
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Wenn Du NIE Wieder was von Krebs wissen willst dann musst Du das Buch „Eine Welt ohne Krebs“ – Aut. Griffin – Ich bin heute aus den KKH gekommen mit einen riesiges Loch in die Nase und sag… Nie Wieder…
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Lieber Zentao,
ich wünsche dir von Herzen, dass es damit ausgestanden ist.
Ein Abschiedsbrief ist eine sehr gute Idee, um das Ganze zu verarbeiten. Schön, dass du uns daran teilhaben lässt.
Liebe Grüße,
Martina
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Liebe Dori
Ich freue mich für Dich das auch Du mit Deinem Krebs Frieden schliessen konntest. Auch wenn wir schneiden müssen, ist es Doch immer ein Schnitt ins eigene Fleisch, eine Auseinandersetzung mit unseren Urängsten und erst wenn wir diese lernen zu akzeptieren und auch lernen damit umzugehen und lernen uns selber so zu akzeptieren, wie wir nun mal sind. Ohne diese ewige Selbstverurteilung ist das Leben wesentlich einfacher.Ich habe mich bisher immer um dieses Thema Krebs gedrückt, bis ich selber einen hatte. Ich glaubte immer das passiert doch nur den anderen.Wir wissen nie welche Erfahrungen wir noch machen müssen (dürfen) um zu dem Menschen zu werden, der wir am Ende sein werden.
Liebe Grüsse zentao
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Lieber Zentao,
mein Karzinom, welches genau morgen vor einem Jahr aus meiner Brust entfernt wurde, hatte auch einen Namen. Ich habe ihm gesagt, dass es nicht die leiseste Chance hat zu überleben. Und das hat es auch nicht.
Ich habe die Simonton-Methode erst nachher kennengelernt, fand aber die Entspannungs- und Visualisierungs-Übungen schön und mache sie heute noch ab und zu.
Liebe Sonnengrüße
Dori
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Liebe Josephine
das mit Deiner Tante tut mir Leid,aber so ist das Leben, wir alle gehen unseren Weg, wie dieser verlaufen wird, entscheiden wir irgendwann, auf diesem Weg, immer selbst. Was können wir aus dem Verhalten von Deiner Tante Lernen? Dass wir es irgendwann versuchen,es besser zu machen.
Liebe Grüsse zentao
Liebe Gaba
ich kenne die Simonton Methode schon eine Weile, aber in diesem Fall, war das einiges zu Spät,es war mir zu riskant, noch länger zu warten. Zu dem wenn man so eine Methode anwendet, dann muss man auch die richtigen Lehrer und die richtigen Ärzte haben, und dann muss man das sehr Konsequent anwenden. Usw.
Ich selber habe vor vielen Jahren, die Universal-Energie Heilmethode von Luong Minh Dang einem Vietnamesen aus Amerika. Diese Human Yoga ist Weltweit tätig. Wie alle dies Spirituellen Kursen, am beginn sind sie enorm günstig und je höher man aufsteigt kostet das sehr viel Geld und die Kursteilnehmer werden abhängig. Irgend wann bei Stufe 5 habe ich aufgehört. Ich wende diese Methode immer noch an,für mich, meine Familie und meine Freunde.Diese Methode funktioniert recht gut. Es ist wie alle diese Methoden, eine Hilfe zur Selbsthilfe.Aber alle dies Methoden haben irgend wo ihre Grenzen und wer nur auf Spirituelle Hilfe setzt ist, ganz ein bisschen blauäugig.
Liebe Grüsse zentao
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Lieber zentao,
Du hast meinen uneingeschränkten Respekt für die Art und Weise, wie Du mit dieser Erkrankung umgehst. Ein Abschiedsbrief ist nach meiner Auffassung eine hervorragende Art, dem Störenfried unmissverständlich klar zu machen, dass er an der falschen Adresse ist.
Was die Simonton Methode betrifft, habe ich großartige Ergebnisse sehen dürfen. Möglicherweise war das einfach nicht Dein persönlicher Weg. Ich freue mich, dass Du Deinen Weg gefunden hast und sende viel Licht und Liebe.
Ich wünsche Dir das Beste, wie immer es für Dich aussehen mag.
Alles Liebe
Gaba
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Lieber zentao,
vor fast einem Monat ist meine Tante an Krebs gestorben. Als er diagnostiziert wurde, war er schon so weit fortgeschritten… Es war Darm- und Leberkrebs, also nicht offensichtlich. Vielleicht hätte sie noch leben können, wenn sie nicht solches Misstrauen zu Ärzten und Heilpraktikern gehabt hätte – und sicherlich auch Angst! Ich wünsche Dir auch Alles Gute und dass Deine Auseinandersetzung mit ihm eine endgültige sein möge!
Liebe Grüße
Josephine
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Liebe Andrea und Elisabeth und auch lieber Rayner,
ich danke Euch für Eure liebevollen Kommentare, aber das sind halt einmal die Überraschungen die das Leben für uns bereithält das geht allen, mehr oder weniger so. Die Frage ist wie reagieren wir darauf? Der Krebs ist in allen von uns vorhanden. Meisten schlafend, bis irgend ein Ereignis den Krebs aktiviert. Je älter wir werden besteht leider für alle diese Gefahr. Wir dürfen uns einfach nicht vor lauter Angst in die Hosen machen.Das Leben ist schön, erst recht.
viele Liebe Grüsse zentao
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Lieber Zentao,
welch gute Idee, diesen Abschiedsbrief zu schreiben! Erst namenlos, unansprechbar, dann ein Name, der an das köstliche Kraut erinnert, aber wenigstens hat er jetzt einen Namen und kann ganz offiziell verabschiedet werden! Ich wünsche dir von Herzen, dass er sich nie wieder blicken lässt!!!
Alles LIEBE und GUTE von Elisabeth
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Lieber Zentao, ich bin tief beeindruckt, wie Du mit Basilum umgehst, gedanklich und hier auch mit Worten. Einen Abschiedsbrief zu schreiben…Ich wünsche Dir von Herzen, dass alles ausgestanden ist und wünsche Dir die beste Gesundheit. Liebe Grüsse Andrea
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Lieber zentao, schön dass Du Deine Erfahrung teilst und Mut machst, sich auch mit Krebs auseinander zu setzen. Ich drücke Dir die Daumen, dass es für Dich ausgestanden ist. LG Rainer
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