Tags: Meditation, Buddhismus, Zen, Hindernisse, Alltag, Leben, Menschen, Angst, Buddha, Spiritualität, Weg, Gedanken,Thich Nath Hanh
Es ist mein Wunsch regelmässig zu meditieren und es wird mir immer wieder Bewusst, dass ich mich selber daran hindere, jeden Tag zu meditieren. Da kommen während der Meditation Gelüste auf und ich überlege mir, ob ich zum Kühlschrank gehen soll oder eben doch nicht. Oft spüre ich einen Widerwillen gegen die Meditation, gerade jetzt, wo es warm ist, bin ich oft Träge, mit einem Wort, zu faul um die Energie dazu aufzubringen, mich auf das Kissen zu setzen. An manchen Tagen bin ich voller Unruhe, innerlich angespannt und zweifle an der Wirksamkeit meiner Meditation, aber das geht allen so, das nennt der Buddha, die fünf Hindernisse oder auch fünf Hemmnisse, das sind;
Das Begehren , Verlangen (Sinnesgier )
Der Genuss von teuren Speisen, schöne Kleider, Besitz von Schmuck und teuren Autos, kurz alles was das Leben, etwas mehr als angenehm macht. Wer sein Glück von Besitz abhängig macht, muss dauernd Angst haben, entweder etwas nicht zu bekommen oder etwas zu verlieren. Vor lauter Angst um seinen Besitz, kann er nicht mehr schlafen und weil er immer mehr haben will, muss er auch immer mehr arbeiten. Da bestätigt sich wieder einmal der Satz, weniger ist oft mehr, wir müssen uns wieder auf das Wesentliche und das Einfache konzentrieren.
Die Ablehnung, Widerwillen, (Übelwollen )
Das ist das Gegenteil von Begehren, wir lehnen alles ab, was nicht unserer Vorstellung Entspricht. Das mag ich nicht, den kann ich nicht leiden, das will ich nicht tun, ich spüre einen grossen Widerwillen gegen alles und jeden. Die Ablehnung ist nah verwandt mit Ärger, Wut und Hass. Auch Missgunst und Neid gehören zur Ablehnung. Der Buddha nennt das auch Übelwollen. Wenn wir tiefer gehen, sehen wir, dass auch da eine Angst dahinter steckt, die Angst vor den Anderen, Fremden, die Angst uns zu öffnen, wir begrenzen uns selber und wir müssen wieder lernen anzunehmen, verzeihen und eine Situation einfach so zu akzeptieren, so wie sie ist, und das wichtigste dabei ist Mitgefühl zu entwickeln. Wenn wir inneren Frieden wollen, sollten wir unseren Krieg mit uns selber aufgeben.
Die Trägheit (Starrheit, Mattigkeit )
Wenn wir von der Trägheit erfasst werden, dann sind wir wie gelähmt, phlegmatisch wir wollen wohl, aber eigentlich ist uns alles Gleichgültig und uns fehlt die Begeisterung auch fehlt es an Willenskraft und wir benutzen jede Entschuldigung um nicht meditieren zu müssen. Das ist eine Art Müdigkeit und bei der Meditation schlafen wir ein. Wir sind nicht klar und präsent, unsere Meditation ist mehr ein dösen. Das ist auch die Dumpfheit des Geistes. Wenn wir Träge sind hilft uns vielleicht eine kalte Dusche um wieder Wach zu werden und wir Entscheiden uns, jetzt setze ich mich auf mein Meditationskissen und es gibt keine Ausreden mehr. Um Wach zu bleiben, ist es wichtig, wenn wir versuchen in einer guten Haltung zu sitzen, der Rücken ist aufrecht, die Augen bleiben offen auf ein Objekt ( Kerzenflamme) gerichtet.
Die Unruhe Zerstreutheit, (Gewissensunruhe)
Wir sind voller Unruhe und sind Zerstreut, unsere Ruhe ist buchstäblich Weg, wir sind unfähig uns zu konzentrieren. Wir leben entweder in der Vergangenheit oder Zukunft, nur nicht im Gegenwärtigen Augenblick. Rastloses Denken und innere Aufregung, Kummer und Sorgen sind unsere ständigen Begleiter. Auch die Unruhe entsteht aus einer Angst heraus, aus der Angst nicht zu genügen, noch mehr leisten zu müssen und besser sein wollen, als die Anderen. Anstatt uns ruhig hinzusetzen, wollen wir hier und dort zu sein und alles muss sofort erledigt werden. Mehr Geduld mit uns und den anderen tut Not und wir müssen auch lernen, jetzt, hier zu sein und uns zu entspannen und ruhiger zu werden. Hier ist der Slogan; “ es wird schon gut kommen“ enorm hilfreich.
Der Zweifel (Zweifelssucht )
Wer von Zweifel geplagt ist der ist in jeder Hinsicht unsicher volle Skepsis und ohne Selbstbewusstsein, ihm fehlt die Selbstsicherheit. Das Übel ist, auch im täglichen Leben zweifelt er immer wieder. Er kann sich nie entscheiden, ist diese Lehre nun die Richtige für mich oder doch vielleicht eine andere. Er ist effektiv Entschluss unfähig. Der Zweifler muss lernen sich für etwas zu entscheiden um dann auch dran zu bleiben. Der Zweifler lebt noch nicht, im Hier und Jetzt. Er muss seine Selbstsicherheit trainieren, Vertrauen auf zu bauen und wenn er sich einmal entschieden hat auch dran bleiben, das gilt sowohl im Alltag wie auch bei der Meditation. Buddha nennt das Zweifelsucht. Hier hilft möglicherweise der Slogan, ich lasse alles zu, so wie es ist.
Alles negative Denken, hinterlässt Spuren in unserem gewöhnlichen Geist und diese fünf Hindernisse, Entstehen durch die Angst um unser kleines Ich, wir haben ein falsches Selbstgefühl. Unser Denken dreht sich nur um uns und es geht immer so; Ich, Ich, Ich, und noch einmal Ich. Wir meinen, dass wir uns dauernd wehren müssen, wir sind dauernd im Krieg, mit uns selber und unseren Gegenüber. Wir wollen uns schützen und bauen eine Abwehr auf und wir sind nicht bereit etwas anzunehmen und uns zu öffnen. Und sollte jemand uns auffordern, wir sollen uns ändern, sind wir sofort voller Abwehr. Wir haben bisher noch gar nicht richtig gelebt, wir werden gelebt durch unser Ich. Unser gewöhnlicher Geist ist voller Gedanken, Gefühlen und Geschichten und wenn wir Achtsam unseren Geist beobachten, bemerken wir, was dieses Ich uns alles vor schwindelt. Der gewöhnliche Geist oder auch das Ich ist ja selber eine Illusion und versucht sich auf diesem Weg zu behaupten, weil unser Ich tief innen, Angst vor der Vernichtung hat, haben auch wir Angst vor dem Leben und natürlich auch Angst vor dem Sterben.
Unser Geist wird beschrieben, wie ein Affe der in einem Haus mit vielen Fenster lebt. Damit er aus jedem Fenster hinaus blicken kann, muss er also wie wild, von einem Fenster zum anderen springen, damit er ja nichts verpasst.
Was können wir tun um die fünf Hindernisse zu überwinden?
Wenn wir unseren Geist erforschen, was ist die Ursache unserer Hindernisse? Wenn wir wissen welches dieser fünf Hindernisse uns Plagt, vielleicht sind es ja auch mehrere, dann müssen wir das, erst einmal Akzeptieren, dann müssen wir die Ursachen verstehen und zum Schluss unserer Analyse sollen wir uns, mit uns selber versöhnen und allen die uns irgend ein Leid angetan haben verzeihen.
Der nächste Schritt ist wieder einmal die Achtsamkeit:
Achtsam auf den Körper; auf den Atem, Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck- und Tastsinn sowie Körperausdruck
Achtsamkeit auf die Gefühle; Freude, nicht Freude, neutrale Gefühle
Achtsam auf das was wir Wahrnehmen; Form, Ton, Geruch, Geschmack, Berührung, Geistige Wahrnehmung
Achtsam auf den Geist; Wille Bewusstseinseindruck, Aufmerksamkeit
Achtsam auf unser Bewusstsein. Seh, Hör, Rich, Schmeck, Körper, und Geistes Bewusstsein.
Wenn wir in unsere Meditation Achtsam sind, und die Achtsamkeit, zuerst auf den Atem, Körper, die Gefühle usw. richten, dann tauchen immer wieder Hartnäckige Gedanken auf, unser alten Muster und Geschichten., die uns über unser ganzes Leben schon verfolgen. Was immer auftaucht, Gedanken, Gefühle Schmerzen im Körper müssen wir das beobachten und zulassen und uns Bewusstsein, das alles vorübergeht. Wir gehen bei jeder Ablenkung, immer wieder zum Atem zurück.
Wenn wir Zuhause alleine meditieren, wird es von da an schwierig, jetzt ist es hilfreich wenn wir in einer Meditations-Gruppe meditieren und von Vorteil ist es wenn wir einen guten Meditationslehrer haben. Er kann uns wenn Schwierigkeiten auftauchen immer wieder den Weg weisen.
Ein Buddhistischer Lehrer ist wie ein guter Bergführer,
der den weg zum Gipfel bereits kennt, er ist ihn ja schon so oft gegangen.
29.06.2008 zentao
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Hallo zentao, wunderbares Futter für den Praktiker, mit den Hindernissen triffst Du jedesmal voll ins Schwarze. Danke..
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Hallo Zentao,
mir hat es ganz besonders der Aspekt „Die Ablehnung, Widerwillen, (Übelwollen)“ angetan. Er erklärt sehr gut, wieso es zu Ausgrenzung, Tratsch und dergleichen kommen kann.
Grüße,
Astraryllis.
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Ein sehr inspirierender Text, der einfach nur wahr und ein- bzw. erleuchtend ist. Für mich selbst ersetze ich das Meditieren mit Täglichlaufen (und noch ein paar mehr Aspekte), was aber letztendlich sehr ähnlich ist, eben nur in einer anderen Form. Laufen befreit den Geist. Negative Gedanken lösen sich auf und ich genieße die Ruhe in freier Natur. Die Trägheit immer wieder neu überwinden, stärkt die Selbstdisziplin und irgendwann löst sich die Trägheit im Nichts auf. Das und noch einiges mehr machen mich zu einem zufriedenen Menschen, der im Einklang lebt – mit sich selbst, der Natur und seinen Mitmenschen.
Danke für diese Gedanken!
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